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Veranstaltungen

Die Veranstaltungen sind öffentlich. Sie sind ohne Anmeldung herzlich willkommen.

Ort: Vortragssaal, Gemeindestrasse 27, 8032 Zürich.
Dauer: Die Vorträge dauern etwa 1¼ bis 1½ Stunden, anschliessend folgt meist eine Diskussion.

Auch die Zoom-Übertragungen der Vorträge sind öffentlich.

Für die Teilnahme per Zoom müssen Sie sich folgendermassen anmelden: Klicken Sie in der untenstehenden Programmübersicht auf die entsprechende Veranstaltung und dort, zuunterst, auf ‘Tickets…’. Sobald Sie das Ticket bezahlt haben, erhalten Sie ein E-mail mit dem Zoom-Link. 

Eine Anmeldung ist erst 14 Tage vor der jeweiligen Veranstaltung möglich. 
Der Eintrittspreis vor Ort ist derselbe wie für Teilnahme per Zoom.

(Mitglieder und stat. Gäste müssen sich nicht anmelden; neu erhalten sie den Zoom-Link immer ohne Anmeldung per E-mail zugestellt.)

PROGRAMMÜBERSICHT
 


Schweizerische Anstalt für Epileptische und die psychiatrische Universitätsklinik Burghölzli, um 1920.

 
  

Der Vortrag beleuchtet die Entstehung von C.G. Jungs Studie Analyse der Assoziationen eines Epileptikers aus dem Jahr 1905 (Gesammelte Werke, Bd. 2, §§ 409‒559) und ihren historischen Kontext. Ausgangspunkt ist Jungs eigene Kindheitserfahrung einer vorgetäuschten «traumatischen Epilepsie» (Protokoll zu Erinnerungen, Träume, Gedanken, S. 234 (unveröffentlicht), die er als wichtigen Einschnitt in seiner Kindheit betrachtete. Nach seinem Eintritt in die Burghölzli-Klinik im Jahr 1900 arbeitete Jung eng mit Alfred Ulrich, dem leitenden Arzt der Schweizerischen Anstalt für Epileptische, zusammen. Jungs Forschungsergebnisse basierten auf Assoziationstests, die beide an 158 Patienten durchführten, und führten zu einer der frühesten psychologisch-experimentellen Untersuchungen epileptischer Denkprozesse. Diese Assoziationstests mit epileptischen Patienten wurden etwa zur gleichen Zeit durchgeführt wie die Tests zu den Experimentellen Untersuchungen über Assoziation Gesunder, die C.G. Jung und Franz Riklin im Jahr 1904 veröffentlichten. 

In seiner Analyse der Assoziationen eines Epileptikers von 1905 stellte Jung den Fall des Epileptikers Joseph M. in den Mittelpunkt. Im Zuge meiner Arbeit am dritten Band der Kritischen Gesamtausgabe von Jungs Werk ist es mir gelungen, diesen Patienten zu identifizieren, sodass nun seine Biografie sowie der weitere Kontext seiner Krankheit dargestellt werden können. Neben dem individuellen Fall werden auch die gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen der Epilepsiebehandlung seit der Jahrhundertwende thematisiert. Der Vortrag behandelt zudem wissenschaftliche Fortschritte, die Rolle der christlichen Fürsorge und die Anfänge pharmakologischer Therapien.

Datum: Samstag, 17. Januar 2026
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     
    

Eine Sage vom Geben und Nehmen und vom rechten Augenblick

Wie alte Chroniken berichten, zeigte sich in der Johannisnacht 1590 dem Ratsförster Kajetan Schreier aus der Stadt Löbau in der Oberlausitz eine eindrückliche Erscheinung, voll Duft, Klang und Licht, eine Wunderblume. Während der Jäger zuvor noch zielsicher einen Hirsch erlegte, war er nun bald so stark von seinem Erleben gefangen genommen, dass ihm die Sinne zu schwinden begannen. Wohl wollte er auf die Blume zugehen, doch ging er in die Irre. Mit dem Schlage der Mitternachtsglocke, welche aus der am Fusse des Berges gelegenen Stadt heraufscholl, blitze und krachte es heftig, und die Blume war nicht mehr da. Vergeblich suchte er am folgenden Morgen, die Blume wiederzufinden.

Der Jäger tritt uns als ein von seinem Erlebnis Ergriffener entgegen. Anders, als wir es von anderen Sagen gleichen Sujets kennen, bleibt bei den aus Löbau berichteten Ereignissen alles in der Schwebe: Kajetan Schreier findet nicht das grosse Glück, er wird aber auch nicht unglücklich. Vielmehr scheint ihn die Wunderblume in jener Mittsommernacht als einen Suchenden zurückgelassen zu haben. 

Der Vortrag will einladen, den Zusammenhängen nachzulauschen zwischen dem «Licht der Natur» und dem «Licht des Menschen», und so die Gedanken Paracelsus’ weiterzuführen.  

Paracelsus schrieb: «... Denn die Natur gibt ein Licht, wodurch man sie erkennen kann aus ihrem eigenen Schein. Aber im Menschen ist auch ein Licht ausser jenem Licht, das aus der Natur herstammt: Es ist nämlich das Licht, durch das der Mensch übernatürliche Dinge erfährt, lernt und ergründet. Diejenigen, die im Licht der Natur suchen, die reden von der Natur, diejenigen, die im Licht des Menschen suchen, die reden von einem Bereich über der Natur.» (Paracelsus, Liber de nymphis, S. 8).

Es ist und bleibt ein Geben und Nehmen, was uns mit all unserer Umwelt verbindet, mit den Menschen ebenso wie mit aller belebter und unbelebter Natur. Auf unsere Haltung kommt es an, auf Demut, ein unpopulärer Begriff freilich. Mit einer solchen Einstellung können wir es vielleicht besser ertragen, wenn unsere Begriffe nicht ausreichen, das Geschaute in Worte zu bringen, oder wenn wir wirklich nicht mehr wissen, was richtig und was falsch ist. 

Kurz vor seinem Tode schrieb C.G. Jung hierzu: «Eigensinnig möchten wir die Zukunft nach unseren Vorstellungen gestalten. Wir entscheiden, als wenn wir wüssten. Wir wissen nur, was wir wissen, aber es gäbe sehr viel mehr, was wir wissen könnten, wenn wir nur aufhören wollten, auf dem zu beharren, was wir wissen. Der Traum würde uns ein Weiteres erzählen, darum verachten wir den Traum, und fahren fort, ad infinitum aufzulösen. 

Was ist der grosse Traum? Er besteht aus den vielen kleinen Träumen und den vielen Akten der Demut und Unterwerfungen unter ihre Andeutungen. Er ist die Zukunft und das Bild der neuen Welt, die wir noch nicht verstehen. Wir können es nicht besser wissen als das Unbewusste und seine Andeutungen. Dort liegt eine Chance, das zu finden, was wir in der bewussten Welt vergeblich suchen. Wo sonst könnte es sein? Ich fürchte, ich finde nie die Sprache, diese einfachen Gedankengänge den Menschen meiner Zeit zu vermitteln.» (C.G. Jung, Brief an Sir Herbert Read, geschrieben am 2. Sept. 1960. Briefe, Bd. 3, S. 337).

Datum: Samstag, 31. Januar 2026
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     
    

Bilder sind für Jung die unmittelbarste Weise, wie sich Seele äussert. Darum hatte Imagination, die Erschaffung von Bildern und die Arbeit mit Bildern so grosse Bedeutung für ihn. Das zeigt sich sowohl im Roten Buch, seiner eigenen, grundlegenden Imaginationserfahrung mit den sorgfältig aufgezeichneten Imaginationen und den eindrücklichen Bildern, als auch in seiner Methode der Aktiven Imagination. Die grosse Bedeutung dieser Aktiven Imagination als therapeutisches Instrument wird belegt durch die 4000 Bilder von Jungs Patienten, die im Bildarchiv des Jung-Instituts aufbewahrt sind. Ich werde zu zeigen versuchen, wie gerade Imagination seelische Wandlung zu bewirken vermag und welcher Art diese Wandlung ist. Es sollen dabei ausgewählte Bilder verschiedener Menschen gezeigt und eingehend besprochen werden.

Es lassen sich verschiedene Weisen unterscheiden, wie seelische Wandlung mithilfe von Imagination geschieht. Eine erste Weise besteht darin, dass sich durch das Imaginieren die tiefere Welt seelischer Vorstellungen erschliesst. Das Imaginieren verhilft zu einem Ausstieg aus dem vordergründigen Realitäts-Bewusstsein und zu einer gespürten Verbindung mit einem seelischen Hintergrund. Der Imaginierende oder Malende erlebt das als einen gewandelten Bewusstseinszustand im Sinne einer wohltuenden seelischen Gestimmtheit. Das Bewusstsein wird gewandelt, indem es durch die gestaltete Imagination unmittelbar und erfahrbar mit Seele verbunden wird. 

Imagination ermöglicht Wandlung auch dadurch, dass sie das Bewusstsein eines Menschen erweitert, korrigiert und vervollständigt. Die Imagination führt aus der Geradlinigkeit des Bewusstseins heraus. Sie führt aus der Enge feststehender Meinungen über sich selbst hinaus. Gemalte Bilder zeigen viel deutlicher den prospektiven Aspekt des Unbewussten und weisen darum häufig auf Entwicklungsmöglichkeiten des Malenden hin. 

Imagination vermag auch körperliche Blockierungen zu lösen. Die in Körpersymptomen gebundene und gestaute Energie kann sich dank Imagination im seelischen Medium des Bildes oder des Symbols ausdrücken. Dadurch geschieht eine Art Wandlung durch das imaginierende Gestalten, indem der durch den Körper ausgedrückte Energiestau sich im seelischen Raum des Bildes darstellen kann.

Das Malen oder Imaginieren vermag ein neues Selbstgefühl zu generieren, wenn dieses, wie im Falle psychisch kranker Menschen, völlig verloren gegangen ist. Beispiele von Art Brut oder Outsider-Art machen deutlich, dass Menschen, denen ein tragendes Ichbewusstsein abhandengekommen ist, gerade kraft des Malens als Individuen überleben können. An ihnen wird deutlich, dass selbst bei gestörtem Bewusstsein eine heilende Erfahrung durch imaginierendes Malen möglich ist. Der seelische Ausdruck vertritt oder ersetzt die gestörte Ich-Persönlichkeit. Er vermittelt dem Malenden das Gefühl, ein jemand zu sein, d.h. nicht nur chaotischen Impulsen ausgeliefert zu sein, sondern auch als gestaltende Persönlichkeit handeln zu können. Imagination kann auch helfen, im Augenblick eines stagnierenden Gedankenflusses Blockierungen zu lösen und über einen Gedankenstau hinauszuschreiten. Gemalte Bilder führen über das bereits Gedachte, das schon Bekannte und Fixierte hinaus und eröffnen erstaunliches Neuland. Sie sind Brücken zum noch nicht Gewussten und Mittel und ‘Weg des Kommenden’ (siehe das Eingangsbild zum Roten Buch).

Datum: Samstag, 14. Februar 2026
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt:  Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     
 

Bild von C.G. Jung, der Blaue Stern, mit Einwilligung von Emmanuel Kennedy

 

  

«In unermesslicher Entfernung steht ein Stern mit blauem Licht im Zenit.»

«Dieser Stern ist der Gott und das Ziel des Menschen.»

Es war am 16. Januar 1916, an einem Sonntag, als in C.G. Jungs Haus an der Seestrasse in Küsnacht seltsame Dinge geschahen. Selbst seine Kinder erlebten dies. So läutete es etwa an der Haustüre, doch als man nachschaute, war niemand da. Das Haus schien voller Geister. Jung nahm diese Vorgänge ernst. Und so entstanden die «Septem Sermones ad Mortuos», die «Sieben Reden an die Toten», die er in den folgenden Nächten niederschrieb.

In diesem Vortrag wird der Schwerpunkt auf der letzten der Sieben Reden liegen. Hier findet sich ein berührendes Gebet an den blauen Stern. «Er ist der Gott und das Ziel des Menschen… Zu diesem Einen bete der Mensch. Das Gebet mehrt das Licht des Sternes …» C.G. Jung schrieb diese Zeilen in einer düsteren Zeit, am 8. Februar 1916, inmitten des ringsum tobend Ersten Weltkrieges, ins Schwarze Buch.

Doch was versteht Jung unter dem Gebet? Was ist ein Gebet für ihn? Dieser Frage geht der Vortrag über den blauen Stern nach. Was sich darin widerspiegelt, ist nichts weniger als die Ankündigung des Übergangs vom Fischzeitalter zum Zeitalter des Wassermanns, oder wie Jungs Text festhält, der Übergang vom solaren zum stellaren Bewusstsein. Damit steigt ein neues Gottesbild am nächtlichen Himmel auf. In dessen Zentrum ist nicht mehr die Sonne (Christus), sondern der Stern. Die Sonne ist in die Unterwelt eingegangen, in die nächtliche Welt des Unbewussten. Das ist der Ort der Erneuerung.

Datum: Samstag, 28. Februar 2026
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     
 

From Splendor Solis, 16th century

 

  

In this talk, Joanna Dovalis explores how a single life-altering accident became an unexpected portal into the deepest mysteries of the psyche, initiating a journey of transformation that was both personal and archetypal. Drawing from the dramatic event that became the genesis of her book The Pearl, Joanna Dovalis invites the audience into the heart of an involuntary initiation—one that thrust her into the underworld of the Great Mother and catalyzed a decades-long dialogue between body, soul, and symbol. 

More than a recounting of survival, this talk illuminates how accidents, synchronicities, and crises can function as modern rites of passage. Joanna Dovalis describes how sinking into scalding waters of an underground hot spring—a living alchemical cauldron—became the fiery baptism that shattered her former identity, plunged her into sacred time, and opened her to the mythic dimension of her own life. Through this lens, we begin to see how radical ordeals can become “treasures hard to attain,” moments in which the unconscious breaks through with transformative intent.

Drawing on Jungian depth psychology, alchemy, and the wisdom of mystery traditions, Joanna Dovalis traces how her burn ordeal constellated archetypal themes of death and rebirth, the coniunctio of opposites, and feminine initiation. She reveals how the scars on her skin became “natural tattoos,” echoing the ancient markings of initiates and serving as living symbols of the psychic processes at work. Her narrative unfolds through a twofold movement: first, the deeply subjective experience of dreams, visions, and embodied suffering; and second, an objective exploration into the symbolic world of Zosimos of Panopolis, whose alchemical visions mirrored, clarified, and amplified her own initiation. 

This talk also touches on the cultural and ancestral layers that arose during her research, showing how personal fate intertwines with collective history. Joanna Dovalis reflects on how reconnecting with her Greek lineage offered grounding, orientation, and a deeper sense of belonging to the transpersonal psyche. In every sense, this has been Joanna’s “work,” weaving a story capacious enough to contain her prodigious experience.

Ultimately, Joanna Dovalis invites the audience to consider: What if the very experiences we resist — accidents, disruptions, collapses — are the psyche’s way of initiating us into our own myth? And how might engaging these events symbolically help us transform suffering into meaning, disorientation into direction, and shock into spiritual renewal? She draws these questions together into unity, intertwining them into a mythic story of healing.

This is a rare opportunity to witness how the individuation process reveals itself not as an abstract theory, but as a visceral lived journey — one that moves through fire and water, shadow and Self, devastation and revelation — toward the luminous emergence of a new center: the Pearl.

Date: Saturday, 21 March 2026
Beginning: 5:30 pm

Entrance: CHF 30; free for students,
members and stat. guests

     


Copyright: Familienarchiv Jung Küsnacht

 
  

C.G. Jung hinterliess bei seinem Tod unzählige Dokumente, die seine Herkunft, sein Leben und sein Werk dokumentieren. Seinen wissenschaftlichen Nachlass und die fachlichen Korrespondenzen wurden testamentarisch der ETH Zürich zugesprochen. Die privaten Bestände hingegen, welche die Familie und das private Umfeld betreffen und als Familienarchiv bereits von C.G. Jungs Vater und Grossvater zusammengetragen wurden, verblieben in der Familie. Sie kamen in den Besitz meines Grossvaters und Vaters und werden von mir seit 2015 in der sechsten Generation betreut. Ich bin im Wohnhaus meiner Urgrosseltern Carl und Emma Jung-Rauschenbach aufgewachsen und bin seit Kindheit mit deren Leben und Haus verbunden. 

Als Verantwortliche des Familienarchivs erfasse und verwalte ich den privaten Nachlass, um Informationen für die Familie und externe Forschende aufzubereiten. Gleichzeitig bin ich als Präsidentin der Stiftung C.G. Jung Küsnacht mit der Erhaltung der Liegenschaft und Ausgestaltung des sich darin befindenden Museumsbetriebs befasst. In dieser Funktion war ich auch Mitherausgeberin der überarbeiteten Fassung der Publikation über das Haus von C.G. Jung (Chiron Publications, 2022), wobei mein Wissen aus dem Archiv eine wertvolle Basis bildete.

Was muss man sich unter diesem privaten Familienarchiv eigentlich vorstellen? Was beherbergt es, wie werden die Archivalien aufbewahrt, erfasst, geführt und genutzt? Ich freue mich, das Familienarchiv vorzustellen, Einblick in meine Aufgaben und meinen Arbeitsalltag zu geben und vor allem auch Geschichten rund um meine Recherchen und Trouvaillen zu erzählen, welche ich im Laufe meiner Tätigkeit gemacht habe. Speziell im vergangenen Jubiläumsjahr durfte ich mit der Erscheinung der Publikation über Emma Jung aber auch mit verschiedenen internen und externen Ausstellungen, zu welchen ich beitragen durfte, die Früchte vorangegangener Arbeiten ernten, indem ausgewählte Informationen und Stücke aus ihrer «Archivruhe» aufwachen und in verschiedenen Formaten einem grösseren Publikum gezeigt oder zugänglich gemacht werden konnten.

Gerne nehme ich Sie an diesem Abend mit auf die Reise, wie es für mich ist, mit diesen Unterlagen zu arbeiten, welche Entdeckungen mich bewegen, aber auch welche Fragen ich mir im Zusammenhang mit dieser Hinterlassenschaft immer wieder stelle.

Datum: Samstag, 11. April 2026
Beginn: 17.30 Uhr 

Eintritt: Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     


Ein Gefäss um 1890 aus Yokohama/Japan, von der Töpfer Familie RYOSAI, Inoui Ryosai 良亲/良亲井 1850-1900 Sumida Gawa Japan Meiji Zeit.

 

  

Es ist ein Gefäss und ein Bild aus dem Osten: 

Der heilige Berg Fuji san -  富士山. 

Die vordere Seite und die Rückseite sind abgebildet.

Die Erscheinung des Berges und der Geist, der hintergründig waltet. Beides zusammen bildet einen Raum, ein Gefäss. Das Wesentliche ist die Leere, das Nichts, ein Dazwischen. Das Gefäss kann von uns unterschiedlich genutzt werden. Wofür entscheiden wir uns? Wie nutzen wir das Gefäss?

C.G. Jung, Konfuzius zitierend: «Wenn aber ein verkehrter Mann die rechten Mittel gebraucht, so wirkt das rechte Mittel verkehrt.» Er fährt fort: «In Wirklichkeit hängt in diesen Dingen alles am Menschen und wenig oder nichts an der Methode. Die Methode ist ja nur der Weg und die Richtung, die einer einschlägt, wobei das Wie seines Handelns der getreue Ausdruck seines Wesens ist.» (C.G. Jung/Richard Wilhelm: Das Geheimnis der Goldenen Blüte, Walter Verlag, 1992, S. 4 f.)

Wenn wir uns auf den Weg begeben, wird es ein Seelenweg. Es wird eine «Such-Wanderung». Sie ist in allen Kulturen anzutreffen. Die Wege, die wir gehen und die Richtung, die wir einschlagen, sind in Ost und West unterschiedlich. Unsere Herkunft, Tradition, unsere Ausgangspunkte sind verschieden. 

Gibt es Gemeinsamkeiten, obwohl wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen? Könnte das Wie unseres Handelns eine Brücke sein auf unserem Weg zwischen Ost und West? Für C.G. Jung ist es eine existenzielle Frage, wie ein jeder von uns die Frage für sich beantwortet, die in seinem Leben gestellt ist. Die Antwort ist entscheidend für eine Annäherung zwischen Ost und West im Aussen und dem Unbekannten und Eigenen in unserer Seele. 

Das Dunkle und Fremde, das unsere Seele erschauern lässt, ist C.G. Jung auf seinem Weg begegnet. Er hat in den östlichen Kulturen eine Entsprechung gefunden für seine innere Erfahrung. Auf dem WEG DER SEELE begegnet uns Unheimliches, nicht Vertrautes. Das macht Angst und geht einher mit Erschütterungen. Das ganz Andere, das Fremde, das Erschauernde ist direkt mit dem Selbst verbunden. Auf unserem Weg können wir fehl gehen. Ob und wie wir ankommen, ist ungewiss. Das ist den Menschen in Ost und West gemeinsam.

Im Vortrag wird es um Voraussetzungen und Bedingungen gehen, die für eine Annäherung an das Fremde und Unbekannte hilfreich sein können. Die Annäherung kann im Aussen und in unserer Seele erfolgen. Damit das Helle aufscheinen und dem Dunklen begegnen kann. Eine Aufgabe, die uns die Gegenwart stellt. Wir selbst können zu einem Gefäss werden. Für etwas Heilsames, das wir noch nicht kennen.

Datum: Samstag, 30. Mai 2026
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     

 
Geschliffener Bergkristall: Tabernakel in der Unterkirche des Klosters Einsiedeln

  

Eigentlich geht es in diesem Vortrag nicht um den weissen oder den schwarzen Stein, sondern um jenen Stein, der sämtlich Farben in sich hat – also um ein Symbol.

Die Alchemisten haben ihren Stein «Lapis» genannt oder «Stein der Weisen», und zwar als Ziel eines Prozesses, in welchem sich ein roher Ausgangsstoff verfeinern kann, wenn er sich nicht gar in Gold verwandelt. Dank eines meist komplizierten und schwierigen Prozedere in der Retorte sollten sich grundsätzlich nicht zu mischende Substanzen zuletzt doch verbinden. Die Parallelen zum Individuationsprozess sind vielfach beschrieben. Die Individuation betrifft das Geheimnis der Seele im Einzelnen.

Symbol dafür ist etwa der helle Stein im Zentrum des Kreuzes in der Unterkirche unter dem Chor der Klosterkirche Einsiedeln. Er kann uns mit Ehrfurcht erfüllen und seine Strahlkraft kann uns wie ein Wunder berühren. Er scheint von einem grossen Geheimnis der Natur zu künden.

Auch im schwarzen Stein kann sich ein göttliches Geheimnis ausdrücken. 

Wir finden ihn beispielsweise im gemalten Bild einer heutigen Malerin, das wir im Vortrag betrachten werden. Zunächst fallen vier abstrahierte menschliche Figuren auf, eine davon mit Krone. Das Problem der Drei und der Vier, wie es von C.G. Jung dargestellt wurde, führt uns zu Überlegungen darüber, was es heisst, dass in unseren kollektiven Anschauungen eine Königin oder Göttin, also eine überzeugende Repräsentation des Archetypus des Weiblichen fehlt. Auf dem gleichen Bild gibt es einen schwarzen Stein zu entdecken. Wie könnte dieser mit dem Problem zusammenhängen, dass wir für das Irdische, die Materie, ja für die ganze Natur, kaum eine religiöse Verehrung haben?

In ganz roher, abstrakter Gestalt scheint sich etwas Numinoses zu zeigen, das meist erst im Unbewussten lebt, und doch, wie manche Alchemisten wussten, alles in sich hat, dessen wir bedürfen. Omne quo indiget. Symbolisch verstanden ist es das Selbst, repräsentiert im Stein, das alles – also auch die schwer auszuhaltenden Gegensätze – als eine grosse Kostbarkeit in sich trägt. 

Datum: Samstag, 13. Juni 2026
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für StudentInnen,
Mitglieder und stat. Gäste frei

     
      Das genaue Programm folgt später.
     

 

Themenschwerpunkt: Geheimnisse der Seele

Die Seele ist ein einziges grosses Geheimnis, ein Mysterium. Sie ist etwas Umfassendes, Wunderbares, Unheimliches, Mächtiges, etwas, das uns faszinieren und mit Ehrfurcht erfüllen, aber auch erschrecken kann. 

Was genau die Seele ist, entzieht sich dem rational Begreifbaren, auch wenn der Mensch immer wieder nach Definitionen sucht. Im heutigen Wissenschaftsbetrieb gibt es deshalb den Begriff «Seele» nicht. Es existiert dort keine Vorstellung von etwas Psychischem oder Geistigem, wie wenn der Wissenschafter keine Psyche hätte, und wie wenn die Welt, die er erforscht, nicht auch erfüllt wäre vom Geheimnis der Seele. 

Die Seele allerdings ist eine empirische Grösse – Empirie kommt vom griechischen empeiria für Erfahrung –, denn alles, was wir über sie aussagen, beruht immer auf Erfahrungen, zwar nicht auf messbaren Erfahrungen, aber auf menschlichen Beobachtungen und Erlebnissen. Wenn wir uns berühren lassen, stehen wir oftmals vor der Frage, wie wir als einzelne Menschen auf das Berührende oder Überwältigende antworten.

Die Seele offenbart uns ihre Geheimnisse. Sie tut dies auf unterschiedliche Art und Weise. Sie hält sich an ewige, archetypische Muster, sie kann aber offenbar auch Neues erschaffen. Sie zeigt sich in Bildern. Wir können uns ihrer Bedeutung immer nur ahnungsweise annähern. Und doch scheint die Seele das Mächtigste zu sein, das wir uns vorstellen können, jedenfalls wenn wir an jene Dimension der Seele denken, die alle Vorgänge in der Natur hervorbringt und anordnet, und zwar sowohl im psychischen wie im physischen Bereich. 

Ein grosser Dank gilt allen Referenten, die sich im kommenden Semester im Psychologischen Club aus ihrer eigenen Perspektive und mit ihrem persönlichen Wissenshintergrund dem Geheimnis der Seele widmen.
 

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Martin Liebscher macht den Auftakt zu den Vorträgen 2026. Er führt uns zurück in die Jahre, als C.G. Jung als junger Arzt die Geheimnisse der Seele zu erforschen begann. Jungs wissenschaftliche Experimente rund um den Wort-Assoziationstest sollten bis in unsere Gegenwart hinein die Komplexe des Menschen, als Brennpunkte der Seele verstanden, auf wertvolle Art erkennbar machen.

Christian Kessner stellt uns eine weitere Sage aus seiner Heimat, der Lausitz, vor. Allein der Titel dieser Sage «Die Wunderblume vom Löbauer Berg» verrät, dass die Seele hier eines ihrer Mysterien offenbart. Und wie reagiert der Mensch, wenn er von einem solchen Wunder ergriffen wird?

Paul Brutsche belegt, wie sich das Geheimnis der Seele insbesondere in gemalten Bildern darstellt und gibt einige Beispiele dafür aus dem umfangreichen Bildarchiv des Jung-Instituts. Er erläutert in seinem Vortrag die Wirkung von Imaginationen auf die Seele. Das imaginierende Gestalten kann eine heilende Erfahrung sein, die Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt, nicht zuletzt, wenn es ein neues Selbst-Gefühl hervorbringt.

Andreas Schweizer erzählt uns zunächst anhand eines Beispiels in Jungs Leben, welche unheimliche Folgen ein nicht verstandenes Geheimnis der Seele haben kann. Jung sah sich gezwungen, das Seelische ernst zu nehmen und verfasste die «Septem Sermones ad Mortuos». Der Vortrag stellt aus diesen «Sieben Reden an die Toten» ein berührendes Gebet an den blauen Stern ins Zentrum.

Joanna Dovalis berichtet in ihrem auf Englisch gehaltenen Vortrag von einer traumatischen Erfahrung, bei der sie selbst in das kochend heiße Wasser einer unterirdischen heißen Quelle gefallen ist. Ihre frühere Identität wurde durch diesen Unfall zwar zerschmettert, aber sie hat nicht aufgegeben, sondern über Jahre versucht, eine geheimnisvolle Botschaft der Seele aufzuspüren. So wurde ihr schliesslich die mythische Dimension ihres eigenen Lebens eröffnet.

Susanne Eggenberger-Jung, eine Urenkelin von Emma und C.G. Jung, betreut seit ein paar Jahren das «Familienarchiv Jung Küsnacht». Sie ist auch Mit-Autorin des 2025 erschienenen Buches über Emma Jung. In ihrem Vortrag gibt sie uns interessante Einblicke in ihre Tätigkeit des Archivierens und Dokumentierens und erzählt uns die eine oder andere spannende Geschichte, die in den Büchern vielleicht nicht zu finden ist. 

Bernd Bley erforscht Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Suche nach dem Geheimnis der Seele in Ost und West. Zwar sind die Wege, die wir gehen und die Richtung, die wir einschlagen, in Ost und West unterschiedlich. Aber möglicherweise ist es entscheidend, wie jeder für sich die durch das Leben gestellte Frage beantwortet.

Irene Gerber befasst sich in ihrem Vortrag mit dem Bild eines hell leuchtenden Bergkristalls und dem schwarzen Stein auf einem gemalten abstrakten Bild einer heutigen Malerin. Sie versteht beide als Symbole des Selbst, welches das grosse Geheimnis der Seele umfasst. Sie versucht, die Bedeutung des alchemistischen Lapis mit unseren eigenen Fragen zu verbinden.

Dezember 2025, Irene Gerber

 

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